Wood | Von Redaktion

Ausprobiert: Maria Wunder über die Reedmaster-Blätter

Reedmaster

Nach einer kleinen Mundstückkrise und einer langen Findungsphase zu einem Mundstück, welches dem alten gerecht werden konnte, bin ich erst mal auf Plastikblätter umgestiegen. Vor einigen Jahren ist mir mein Mundstück in einer Umkleidekabine aus der Hand gefallen und am Boden zersprungen – der Klassiker – und der Horror für jede Klarinettistin bzw. jeden Klarinettisten. Es hat lange gedauert, bis ich wieder zufrieden mit Klang, Ansprache und Flexibilität des neuen Mundstücks war. Der Umstieg auf Plastikblätter hat mir persönlich viel Sicherheit gegeben, jedoch auch meinen Anspruch an das per­fekte Blättchen aus Holz erhöht. Ausprobiert: Blätter von Reedmaster.

Bisher kannte ich Reedmaster nur aufgrund der doch besonderen Blattschraube, die Ligatur Reedmaster, welche dem Blatt viel Flexibilität verleiht. Da die Blätter aufgrund der Vorrichtung, das Blatt an der Schraube zu befestigen und nicht auf die Bahn zu zwängen, deutlich freier schwingen können, ist es eben auch sinnvoll, wenn der Blattrücken entsprechend eben ist. Genau darauf hat Reedmaster bei der Blätterproduktion sein Augenmerk gelegt. 

Ein Blatt ist nicht gleich dem nächsten, oft kauft man eine Packung und lediglich zwei bis drei Blätter sind annähernd Konzert-approved. Was ich persönlich bei jedem Blatt zuerst bearbeite ist der Blattrücken. Das ist der Part, den auch ich immer zuerst ebnen möchte, um das Blatt möglichst gleichmäßig schwingen lassen zu können. Interessant daher, dass sich Reedmaster eben genau darauf ­spezialisiert hat: Hier bleibt das Holz am Blattrücken nicht unbearbeitet, daher vermutlich auch der Name “Präzisionsblätter”. Auch der Seitenausgleich der Blätter ist für mich beim Blatttest immer ein Thema. Hier darf man auch bei den Blättern von Reedmaster noch nachbearbeiten. 

Probespielheft zum Testen der Blätter

Als die Blätter bei mir ankamen, habe ich mir mein Probespielheft genommen, welches eine Masse an Stellen beinhaltet, die eine Vielfalt an Spielfertigkeiten abverlangt. Dies nehme ich gerne als Grundlage, um neue Blätter oder Mundstücke zu testen, denn hier wird rasch klar, was funktioniert. Generell musste ich schnell feststellen, dass die Blätter sehr schwer zu spielen sind und habe mich daher für die Blattstärke 2³/₄ entschieden. Normalerweise spiele ich französische Blätter in der Stärke 3,5. 

Positiv überrascht war ich vom doch sehr warmen Klang und der Fülle des Tons. Ein Anspielen aus dem Nichts ist ohne Probleme möglich und die Töne können sich langsam und flexibel entwickeln. Für mich ungewohnt ist die relativ schwere Ansprache. Ich bevorzuge eine sehr di­rekte Ansprache und reguliere dies dann entsprechend durch Feingefühl und Kontrolle – das ist aber definitiv Geschmacksache. 

Schnelle Staccato-Stellen funktionieren trotz der für mich etwas fehlenden Direktheit erstaunlich gut. Es bedarf einer kurzen Eingewöhnungszeit, aber dann läuft sogar Smetanas “Verkaufte Braut” noch recht gut. Beim Scherzo des “Sommernachtstraum” von Felix Mendelssohn Bartholdy hat mir persönlich ein wenig die lockere An­sprache gefehlt. Angenehm ist, dass die Blätter nach einer kurzen Einspielzeit stetig sind und sich nicht mehr großartig verändern. Aufgrund des für mein Empfinden höheren Blaswiderstands fiel es mir nicht so leicht, auf Anhieb leise Legato-Stellen wie beispielsweise bei “Die Pinien von Rom” von Respighi zu spielen.

Fazit

Tatsächlich bringt die Bearbeitung am Blattrücken etwas. Ich würde diesen sonst immer selbst nachbearbeiten. Mein grundsätzliches Fazit: gut ausgearbeitete Blätter, die sofort spielbereit sind. Es lohnt sich, die Blätter zu testen. Klarinettisten, die wie ich eine sehr direkte Ansprache bevorzugen, sollten vielleicht eher zu leichteren Blattstärken greifen. 

Wunder

Maria Wunder 

spielt seit ihrem achten Lebensjahr Klarinette. Nach der Schule und einer abgeschlossenen Ausbildung zur Verwaltungsfachangestellten bei der Stadtverwaltung Herrenberg entschied sich Wunder für ein Musikstudium in Mannheim. Seit 2015 arbeitet sie als Lehrerin für Klari­nette und Elementare Musikpädagogik und ist ­zusätzlich Konzertmeisterin im Landesblasorchester ­Baden-Württemberg. Seit September 2019 ist sie stellvertretende Schulleiterin der Musikschule Calw. 

Wunder spielt ein DW-Mundstück von Maxton und hat für den Test Mundstücke von Jens Willenberg (B1 und B2) einbezogen.

www.mariaswunder.com