Brass, Orchestra, Wood | Von Kristin Thielemann

Die App “WDR Big Band Play Along” ist ein Mehrwert

Digital

Eine Musik-App – Lernhilfe oder Musizierpartner? Die “WDR Big Band Play Along“-App ist beides, bietet sie doch Nutzerinnen und Nutzern zum einen die Möglichkeit, in ausgewählten Musikstücken des Klangkörpers mitzuspielen, und zum anderen vielfältige Möglichkeiten, die beim Erlernen dieser Werke eine wertvolle Hilfe sind. 

Die “WDR Big Band Play Along”-App, welche für Apple- und Anroidgeräte zur Verfügung steht, richtet sich an fortgeschrittene Schülerinnen und Schüler sowie Amateurmusiker. Aber auch Profis werden ihre Freude daran haben, gemeinsam die eigens für diese Applikation eingespielten Titel mit einem solch guten Klangkörper gemeinsam zu musizieren. Es stehen Noten für verschiedene Instrumentengruppen zum Download bereit. Alt-, Tenor- und Baritonsaxofon, Trompete 1 und 2, Posaune, Bassposaune, Gitarre, Klavier, Bass und Schlagzeug. Mit wenigen Klicks lässt sich ein Play-Along starten und – eine gute Anlage voraus­gesetzt – man steht mitten im hervorragenden Jazzsound der WDR Big Band.

Mittels eines in der App verfügbaren digitalen Mischpults erhalten die Benutzenden die Möglichkeit, einzelne Tonspuren akustisch auszublenden oder hervorheben sowie das Tempo zu steuern. Auf diese Weise lässt sich sehr einfach auf die individuellen Bedürfnisse eingehen und ein eigener Lernweg finden. Das macht die “WDR Big Band Play Along”-App auch zu einem interessanten Lehrmittel für den Instrumentalunterricht. 

Unterschiedliche Arrangements aus Swing, Latin und Funk

Derzeit stehen den Usern zehn stilistisch sehr unterschiedliche Arrangements aus den Genres Swing, Latin und Funk zur Verfügung. Nach Schwierigkeitsgrad geordnet findet man hierdurch passgenaue Herausforderungen. Zu den leichteren Arrangements zählt die “White Dresses Rabbits” von Ansgar Striepens. An dieser funkigen Komposition werden bereits leicht fortgeschrittene Schülerinnen und Schüler ihre Freude haben. Ebenfalls in die Kategorie “einfaches Niveau / Level 2” fällt “The Tweet” von Thorsten Maaß, die mit ausnotierten Beispielsoli und Rhythmusgruppenparts den perfekten Einstieg ins Improvisieren bietet.

Ebenfalls vom Komponisten und Arrangeur Ansgar Striepens stammt das im ³/₄-Takt stehende, groovige Musikstück “Gentle Flow”. Mit eingängigen Har­monien, schlichten Unisono-Melodien und fließenden Klangflächen entsteht eine schwebende Atmosphäre, die sowohl die Spielenden als auch die Zuhörenden in ihren Bann zieht. Auch hier besteht die Möglichkeit, sich auf einfachen Dur-Tonleitern und diatonischen Harmoniefolgen an das Improvisieren heranzuwagen. Die Ballade “Song for J.G.”, ebenfalls aus der Feder von Ansgar Striepens, ist John Goldsby, dem Bassisten der WDR Big Band, gewidmet. Sie ist das vierte Stück im Bunde der Kategorie “einfaches Niveau / Level 2” und kann schnell zu einem Ohrwurm werden. 

Selbst einige Profis werden ins Schwitzen kommen

Etwas schwerer wird es bei “Salute to Jerry” von Ralf Hesse. Im mittleren Tempo gehalten, bietet es neben einem 32-taktigen Solopart ­herausfordernde Linien und einen kraftvollen Schluss-Chorus. Im swingigen “Well Done, Rookie” von Ansgar Striepens, welches an Count-Basie-Nummern erinnert, wird es schon ein ganzes Stück anspruchsvoller. Von Michael Abene, Pianist, Arrangeur, Komponist, Musikpädagoge und Produzent, stammt das Level 5. In “Wooju” finden sich wechselnde Grooves für die verwinkelten Linien und modernen Harmoniefolgen. Soloabschnitte wechseln sich mit Tutti-Phrasen ab und machen diese Komposition zu einem spannenden Ausflug in die Bigband-Welt. Für das Level 6 (professionelles Niveau) zeichnet Florian Ross verantwortlich. Im herausfordernden Arrangement “La Course” dürften selbst einige Profis ins Schwitzen kommen. 

Ergänzend werden die User bei jedem der Musikstücke der “WDR Big Band Play Along”-App auf die Möglichkeit hingewiesen, das gesamte Arrangement jeweils direkt beim jeweiligen Komponisten und Arrangeur zu kaufen. In-App-Käufe sind jedoch nicht möglich. Ein Pluspunkt für die Unterrichtspraxis. So können die vielen genialen Kompositionen in Musikschul- oder Schulbands eingesetzt werden. Und die App bietet jungen Jazzmusikerinnen und Jazzmusikern einen echten Mehrwert beim Erarbeiten dieser neuen Literatur. Ein gelungenes Projekt, das hoffentlich noch durch viele weitere neue Werke ­erweitert wird. Und Musiklehrkräften, Bandleaderinnen und Bandleadern sowie Lernenden einen wunderbaren Zugang in die Welt des Jazz ermöglicht.

www1.wdr.de/orchester-und-chor/bigband/ playalong-app-100.html

  • Anbieter: Westdeutscher Rundfunk
  • System: iOS, Android
  • Preis: Freeware

Dieser Beitrag erschien auch in “üben & musizieren”, Ausgabe 2/21