Die Serie Serie “Üben üben!” befasst sich mit der Gestaltung bzw. Planung des Übens. Zu Beginn steht der Grundgedanke, es folgen nähere Erläuterungen dazu. Im 12. Beitrag geht es um Kontinuität und den Prozess des Übens.
Wissen Sie, wer die folgende witzige Bemerkung machte: “Es ist unglaublich, wie die Menge an Nachrichten eines Tages immer ganz genau in die Zeitung passt.”? Sie stammt vom berühmten US-amerikanischen Komiker und Autor Jerry Seinfeld.
Doch bevor Sie sich nun in endlosen philosophischen Diskussionen mit sich selbst verlieren, möchte ich Ihnen noch Jerrys Antwort auf die Frage nach dem Geheimnis seines großen Erfolgs verraten, mit der er uns ein höchst effektives Schutzschild vor der “Aufschieberitis” schenkte: “Don’t break the chain!”
Das innere Drehbuch ändern
Vielleicht kennen Sie eine Person aus Ihrem Umfeld (oder sind es sogar selbst?), die sehr geschickt darin ist, Aufgaben trotz vorhandener Gelegenheiten und Fähigkeiten entweder nicht oder erst nach sehr langer Zeit und dabei oft zu spät zu erledigen, weil sie stattdessen Alternativ-Tätigkeiten ausführt, die relativ angenehmer sind?
“Ich bin ein Mensch, nichts Menschliches ist mir fremd”, werden Sie jetzt möglicherweise antworten, während genau solche Episoden aus Ihrem Leben wie ein innerer Film vor Ihnen ablaufen.
Nun, mit Jerry Seinfelds Methode “Don’t break the chain!” können Sie Ihr inneres Drehbuch schnell und leicht umschreiben und damit genau solche Szenen vermeiden.
Wie wäre es zum Beispiel mit der Aufgabe, jeden Tag mit Ihrem Instrument zu üben?
Die Kette entstehen lassen
Alles was Sie tun müssen: Kaufen Sie sich einen großen Jahreskalender und hängen Sie ihn deutlich sichtbar in Ihrer Wohnung auf! Immer wenn Sie Ihre Aufgabe erledigt haben, markieren Sie den Tag im Kalender mit einem dicken roten Kreuz. Dadurch entsteht nach und nach eine “Kette”. Je länger sie wird, umso größer wird auch Ihre Motivation, sie nicht zu unterbrechen – “Don’t break the chain!”
Das Wunderbare dabei ist, Sie müssen nicht jeden Tag absolut perfekt üben. An manchen Tagen sind Sie “nicht so gut drauf”, Sie üben weniger und nicht so intensiv und das ist in Ordnung. Sie brauchen auch nicht auf Inspiration, Motivation, einen “Geistesblitz” oder den “Kuss der Muse” zu warten. Die einzige Regel ist: “Don’t break the chain!” Sie tun es, weil es etwas ist, was Sie täglich tun! Seinfelds Strategie funktioniert, weil sie nicht auf die tägliche individuelle Bestleistung ausgerichtet ist, sondern auf den Prozess. Es geht nur darum, die “Kette” nicht zu unterbrechen.
Alles was Sie tun müssen, um diese Strategie in Ihr tägliches Leben zu integrieren: Kaufen Sie sich einen Kalender und starten Sie Ihre “Kette”. Und denken Sie vielleicht an diesen Satz aus dem fernen China: “Die Person, die den Berg abtrug, war dieselbe, die anfing, kleine Steine wegzutragen.”
Der Autor Jürgen K. Groh ist Master of Arts, Dirigent, Moderator und Vizepräsident der WASBE Sektion Deutschland. Er ist unter der E-Mail Adresse juergenkgroh@brawoo.de zu erreichen.
