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Blechblasinstrumentenspiel: einfach – aber nicht leicht

Hedrich

Die Vorgänge beim Spielen eines Blechblasinstruments sind sehr einfach: Klang ist Schwingung. Die Lippen werden mittels Luft zum Schwingen gebracht und durch Mundstück und Instrument verstärkt. Es wird oft ein Mysterium und damit auch Geld gemacht, welche Geheimnisse hinter dem Spiel eines Blechblasinstrumentes stecken. 

Besondere Übungen, die den Schlüssel zu grenzenloser Höhe, Flexibilität und Klang darstellen, der einzig wahre Ansatz, um hoch zu spielen, teure Mundstücke, Instrumente mit besonderen Features, Klangplättchen aus Gold: dahinter steckt ein einträglicher Markt. Mit der Hoffnung endlich Fortschritte zu machen, lässt sich Geld verdienen. Meiner Erfahrung nach sind all diese Faktoren überbewertet und teilweise Humbug.

Probleme bei Klang, Höhe oder Ausdauer lassen sich zurückführen auf Abläufe in der Klangerzeugung, die fehlerhaft oder verbesserbar sind. Der große Arnold Jacobs war der Auffassung, dass jeder Mensch schon als Anfänger die erforderliche Muskelkraft hat, um jeden Ton zu spielen. Die Schwierigkeit besteht darin, die Kraft richtig einzusetzen. Bezogen auf die Größe der Fläche besitzt der Mensch die meisten Muskeln im Gesicht. Davon wiederum die meisten am Mund. Um einen bestimmten Ton zu erzeugen, wird nun eine ganz bestimmte Lippenstellung benötigt. Oft werden nun Muskeln eingesetzt bzw. angespannt, die überhaupt nicht zur Klangerzeugung benötigt werden. 

Um trotzdem das gewünschte Ergebnis zu erzielen, muss nun gegen diese Muskeln angekämpft werden. Die Lösung dieses Problems liegt darin, den benötigten Aufwand zur Klangerzeugung immer weiter zu minimieren. Der Aufbau von Kraft und Ausdauer geht Hand in Hand mit dem Abbau von Anspannung und Aufwand. Tendenziell benötige ich nicht unbedingt mehr Kraft, um einen hohen Ton zu spielen, als einen tiefen. Die Größe der Lippenöffnung variiert. Daher ist es eher eine Sache der feinmotorischen Steuerung der Lippen als des Aufbaus von Kraft.

Eine weitere wichtige Erkenntnis ist, dass der Tonumfang des individuellen Blechbläsers auch eine individuelle Sache ist. Wenn der jeweilige Ton durch die Lippen bzw. Lippenstellung erzeugt wird, dann haben die jeweiligen Lippen bzw. auch Zähne, Zahn- und Kieferstellung einen Einfluss auf den Tonumfang. Dabei setzen diese anatomischen Faktoren dem Tonumfang Grenzen. Nicht jeder Trompeter wird die Höhe eines Arturo Sandoval erreichen. Und zwar deswegen, weil ein Arturo Sandoval anatomische Voraussetzungen hat, die ihm diesen Tonumfang ermöglichen. Jeder Blechbläser hat einen eigenen potentiellen Tonumfang. Diesen gilt es zu erkennen und auszubauen.

Wenn man aber seine natürliche Grenze erreicht hat, kann keine noch so tolle Übung dazu führen, so hoch wie Sandoval zu spielen. Was aber weder positiv noch negativ ist, geht es in der Musik ja nicht darum höher, schneller oder lauter zu spielen. Musik ist kein Sport. Vielmehr geht es darum, Ausdruck und Emotion zu vermitteln, unabhängig von der technischen Brillanz oder dem Tonumfang.

Peter Hedrich

Hedrich

Peter Hedrich

ist Erster Posaunist in der Big Band der Polizei des Saarlandes. Mit dem »Peter Hedrich Quintett« hat er 2018 seine erste CD »New Hope« veröffentlicht. Er spielte mit der WDR Big Band, der Big Band der Bundeswehr, dem Bujazzo und anderen namhaften Ensembles. Seine erste Methode für Posaune TromboneDo ist im Dezember 2022 erschienen. Seit Wintersemester 2023/24 ist Peter Hedrich Lehrbeauftragter an der Hochschule für Musik Saar für Jazzposaune und Ensemble. Er spielt Posaunen von XO Brass. 

www.peterhedrich.de