Brass | Von Kristin Häring

Die 1. Deutschen Eufonium-Tage in Plochingen

Eufonium
Foto: www.tobiaseppfotografie.de

Die Übersetzung aus dem Griechischen für das Eufonium spricht für sich: Eufonium bedeutet “wohlklingend”. Trotz seiner klang­lichen und spieltechnischen Besonderheiten erfreut sich das Instrument im deutschsprachigen Raum erst seit einigen Jahren wachsender Beliebtheit. Um dem Instrument eine Plattform zu geben, haben sich neun professionelle Eufonistinnen und Eufonisten zusammengeschlossen und gemeinsam mit der Bläserakademie Baden-Württemberg ein einzigartiges Konzept für die 1. Deutschen Eufonium-Tage ent­wickelt (9. bis 11. Dezember). Im Interview spricht Klemens Vetter stellvertretend für das Dozenten-Team über das vielfältige Programm, was die Teilnehmenden erwartet und die Besonderheit des Eufoniums.

Für die ersten Eufonium-Tage hat sich ein Dozententeam aus neun professionellen Eufonistinnen und Eufonisten gefunden. Wie habt ihr euch kennengelernt und wie wurde die Idee zu der Veranstaltung geboren? 

Klemens Vetter: Wir alle haben über die letzten Jahre unser Eufonium-Studium in der Schweiz absolviert. Dort gibt es zwei Eufoniumklassen in Luzern und Bern mit Professor Thomas Rüedi. Die meisten von uns kannten sich schon davor, aber spätestens da hat man sich dann besser kennengelernt und mehr Zeit miteinander verbracht. Die Idee zu den Eufonium-­Tagen in Deutschland ist schon sehr lange in unseren Köpfen und kam ursprünglich auch von Thomas Rüedi, der uns immer wieder dazu ermutigt hat, mehr für das Eufonium in Deutschland zu machen und unser Gelerntes auch weiterzugeben. 

Jedes Mitglied der Gruppe hat inzwischen professionelle Erfahrungen mit dem In­strument gemacht oder sich auf spezielle Aspekte des Eu­fo­niums spezialisiert. Diese Vielfältigkeit und die große Leidenschaft für unser Instrument wollen wir bündeln und gemeinsam Neues gestalten.

Ihr bietet während des Wochenendes ein sehr vielfältiges Programm an. Was erwartet die Teilnehmenden? 

Dazu gibt es dann noch die Möglichkeit, Einzelunterricht mit den Dozierenden zu bekommen und an individuellen Stücken oder Problemen zu arbeiten. Auch die Möglichkeit mit einer Korrepetitorin ein Solostück zu proben und am Sonntag aufzuführen besteht. Dazu haben wir mit Ekaterine Kintsurashvili eine hervorragende Korrepetitorin an Bord. Sie wird die Dozierenden auch am Freitagabend beim Eröffnungskonzert begleiten. Der Samstagabend ist dann mit der Brass Band A7 und den Dozierenden als Solisten bestens gefüllt. Somit steht einem intensiven, lehrreichen Wochenende rund ums Eufonium nichts mehr im Wege.

Eufonium
Klemens Vetter

Die Teilnehmenden erwartet in der Tat ein sehr intensives Wochenende. Es gibt verschiedene Workshops, die individuell über das Wochenende besucht werden können. Dort wird man direkt von den beiden Autoren mehr über die Bläserschule “Brasstrail” erfahren, dass Spielen mit einer Loopstation ausprobieren, erfahren, welche Instrumente es vor dem Eufonium gab und auch etwas darüber lernen, welche Funktion das Eufonium in den verschiedenen Orchesterformationen hat. Das Besondere daran ist, dass wir diese Workshops nicht nur theoretisch als Vorträge anbieten, sondern alles zum Ausprobieren vor Ort sein wird und immer das gemeinsame Musizieren im Vordergrund stehen wird. Neben diesen Workshops wird es auch sehr viel Kammermusik geben. Wir werden die Teilnehmenden in verschiedenen Ensembles von Duo bis zum Tutti-Ensemble zusammenbringen und die Noten schon im Voraus verschicken, damit man sich vorbereiten kann und nicht auch noch während des Wochenendes üben muss. 

War es euch bei der Konzeption der Eufonium-Tage wichtig, dass eine möglichst große Bandbreite bzw. ein möglichst großes musikalisches Spektrum abgebildet wird? 

Ja, total! Zum Eufonium gehört eben nicht nur die Brassband und die Sololiteratur aus Großbritannien, sondern sehr viel mehr. Wir werden als Gruppe sicherlich das meiste abdecken, was man mit diesem Instrument spielen kann. Daneben sind wir aber auch total offen und gespannt da­rauf, was die Teilnehmenden mitbringen und bieten ihnen die Möglichkeit, sich selbst zu präsentieren und vorzustellen.

Als Zielgruppe sprecht ihr gezielt Eufonistinnen und Eufonisten an, die bereits Erfahrung mit dem Instrument haben. Wieso habt ihr euch für diese Zielgruppe entschieden? Plant ihr zukünftig auch Angebote für Einsteiger?

Wir sind uns sicher, dass es in Deutschland sehr viele engagierte und motivierte Eufonistinnen und Eufonisten gibt, die nach dieser Art von Vernetzung suchen und an Fortbildungen und persönlicher Entwicklung interessiert sind. Diese Art von Teilnehmenden versuchen wir mit den Deutschen Eufonium-Tagen zu erreichen – von motivierten Jugendlichen bis zu erfahrenen Eufonistinnen und Eufonisten aus Blasorchestern und Brassbands. Musikstudierende, Profis und auch Musiklehrkräfte, die Eufonium unterrichten, können sich an diesem Wochenende Inputs holen und mehr über den aktuellen Stand des Eufoniums in der Welt und Deutschland erfahren. Für die Basisarbeit gibt es inzwischen viele Bläser­klassen und eine gut strukturierte Jugendausbildung an den Musikschulen. Ein In­strument kann man leider nicht an einem Wochenende lernen, weshalb wir uns ein gewisses Grundniveau wünschen würden. Dass es einen Einsteiger-Kurs speziell für Eufonium geben wird, könnten wir uns in den nächsten Jahren auch gut vorstellen. 

Darüber hinaus wollen wir die Eufonium-Tage Deutschland zu einer alljährlichen Veranstaltung machen, bei der immer wieder neue Themen und Schwerpunkte bearbeitet werden. 

Was ist das Besondere am Eufonium? Woran liegt es, dass das Tenorhorn und Bariton in Orchestern nach wie vor bekannter sind? 

Das Besondere am Eufonium ist der wunderschöne und warme Klang. Sehr virtuos und schnell spielen kann man auf allen Instrumenten, aber dass es dann noch schön und natürlich klingt, ist auf dem Eufonium – wie ich finde – etwas leichter als auf anderen Blechblasinstrumenten. 

In der traditionellen Blasmusik im deutschsprachigen Raum trifft das sicherlich zu, dass Tenorhorn und Bariton bekannter sind. In der Sinfonischen Blasmusik meistens und in Brassbands eigentlich verpflichtend, wird aber auch in Deutschland inzwischen Eufonium gespielt. International gesehen kennt man in vielen Ländern meist nur das Eufonium und kann es dort schon seit vielen Jahren an den Musikhoch­schulen studieren. Deutschland ist hier noch ein Entwicklungsland, aber die 1. Eufonium-Tage werden vielleicht ein weiterer Schritt sein, um das Instrument auch in Deutschland weiter voranzubringen.

Die Diskussion Eufonium gegen Tenorhorn/Bariton ist vermutlich so alt wie die Instrumente selbst und wird auch sicherlich weiterhin ein Thema sein. Meiner persönlichen Meinung nach kommt es immer noch auf die Person hinter dem Instrument an und ob man sich der geforderten Stilistik bewusst ist. Bei einem Blindvergleich verschiedener Personen auf verschiedenen In­strumenten wäre es sicherlich nicht so einfach, einen Unterschied zu hören. 

Möchtet ihr mit den Eufonium-Tagen dazu beitragen, das Instrument noch bekannter zu machen?

Ja, unbedingt! Neben dem Ziel, das Instrument bekannter zu machen und die vielen Facetten des Eufoniums aufzuzeigen, wollen wir vor allem eine Plattform für alle Eufonistinnen und Eufonisten schaffen, um sich auszutauschen, Neues zu entdecken und damit eine große Community etablieren. Wir alle brennen für dieses Instrument und mussten auf unserem Weg zu einer professionellen Karriere verschiedenste Umwege und Hürden nehmen, um am Ende das Instrument zu spielen, das wir nun mal am liebsten spielen. Wir wollen es allen Eufonistinnen und Eufonisten in Zukunft leichter machen ihr Hobby zu genießen oder es zum Beruf zu machen. 

Eufonium

Über die 1. Deutschen Eufonium-Tage

Besonders im Bereich der Brassbands und der sinfonischen Blas­orchester sind inzwischen leistungsstarke Instrumentalistinnen und Instrumentalisten anzutreffen. Vorrangig für diese Zielgruppe hat die Bläserakademie Baden-­Württemberg in Kooperation mit einer Gruppe von neun professionellen und studierten Eufonisten und Eufonistinnen ein besonderes Weiterbildungsangebot geschaffen.

Die Dozierenden, die in Deutschland und der Schweiz vielfältig als Pädagogen, Autoren und Orchestermusizierende in verschiedenen Berufsorchestern Deutschlands tätig sind, haben sich als gemein­sames Ziel gesetzt, dem Eufonium noch mehr Anklang zu verleihen und eine Plattform für Eufonistinnen und Eufonisten aus ganz Deutschland zu schaffen.

Als Highlights der Eufonium-Tage erwartet die Teilnehmenden sowie ein externes Publikum als Tagesabschluss jeweils ein bunter Konzertabend. Die Konzerte zeigen durch solistische und kammermusikalische Beiträge des Dozententeams die breit gefächerten Einsatzmöglichkeiten des Eufoniums auf. Am Samstag, 10. Dezember, wird die Brass Band A7 unter Leitung von Thomas Wolf ein Konzert im Großen Saal des Musikzentrums geben. Für die Seminar-­Teilnehmenden ist dieses Konzert kostenlos.

Als krönenden Abschluss der Konzertabende rücken alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer am Sonntag nochmals in das Rampenlicht und erhalten die Möglichkeit, ihr erarbeitetes Solo- und Kammer­musik-Repertoire der Öffentlichkeit zu präsentieren.

Workshops:

  • Grundlagen & Basics (Körperübungen, Mundstück, Warm up)
  • Kammermusik-Ensembles
  • Körperarbeit für einen freien Klang unter Einbezug von Feldenkrais/Yoga
  • Ophikleide & Serpent: Historische Instrumente vor 1842 – Geschichte, Funktion, Anwendung (Tobias Epp & Klemens Vetter)
  • Kreatives Arbeiten mit der Loop­station – Anwendungen von freier Improvisation bis Song Cover (Benjamin Klitzke)
  • “BrassTrail” – Der Trimm-dich-Pfad für Eufonium, Bariton & Tenorhorn: Tipps zum Üben mit der neuen Bläserschule (Maria Sturm & Michael Müller)
  • Workshop über die Funktion des Eufoniums in den verschiedenen Orchesterbesetzungen: Blasorchester, Brassband, Sinfonieorchester – Literaturbeispiele und Solostellen (An­dreas Seger & Bernhard Kerler)
  • Klavierkorrepetition für das Dozenten- und Teilnehmenden-Abschluss­konzert mit Ekaterine Kintsurashvili (Hochschule Frankfurt)

Datum: 9. bis 11. Dezember

Weitere Infos und Anmeldung

Mit freundlicher Unterstützung von Buffet Crampon.