News, Orchestra | Von Klaus Härtel

 Ouvertüre NRW – Faszination in Bild und Ton 

Ouvertüre NRW

Dem Landesblasorchester NRW unter der Leitung von Renold Quade ist gemeinsam mit dem Komponisten Guido Rennert und dem Filmemacher Andreas Bachmann ein großer Wurf gelungen. Für Dirigent Quade ist das Werk der Abschluss seiner “LBO-Karriere”. Es ist nicht ganz einfach, ein so vielfältiges, abwechslungsreiches und wunderschönes Bundesland wie Nordrhein-West­falen in Bild und Ton darzustellen. In etwas über zehn Minuten ist das aber wirklich eindrucksvoll gelungen. Der Zuhörer und Zuschauer reist mit in die Wälder des Sauerlands, wandert in der Eifel, besucht Industrie­stätten an Rhein und Ruhr… 

Schon im September 2020 trafen sich Johannes Burbach, Orgaleiter des LBO, Renold Quade und Guido Rennert, weil mehrere Gedankengänge schon länger im Raum standen. Das Land NRW erwartete 2021 seinen 75. Geburtstag, das Landesblasorchester NRW seinen 30. – wahrlich Gründe für das LBO, über eine Auftragskomposition nachzudenken. Das Orchester hatte aber nicht nur ganz lapidar den Wunsch nach einer Auftragskomposition, es hatte auch Ideen, was die Musik thematisch behandeln sollte. Die Musikerinnen und Musiker aus ganz NRW bringen zu Proben und Konzerten auch Stücke ihrer persönlichen Heimat in diese Auswahlgemeinschaft.

Links und rechts des Rheins erstreckt sich eine große Fläche, die vom Hermannsdenkmal in Ostwestfalen bis zum Rursee in der Eifel und vom westlichen Münsterland bis hin ins Siegerland im Südosten reicht. In der Mitte, entlang des Flusses Ruhr sind die Zentren der Industriekultur. So waren die Themen, Wünsche und Hinweise vorab klar skizziert und in Komponist Guido Rennert begann es bereits am ersten Gesprächsabend zu brodeln. Schnell wurde klar: Man wählt die Form der Ouvertüre. Sie soll zu einer Reise durch das Land einladen. 

Und dann kam Corona! Als die Komposition eigentlich schon fertig war, da hatte zunächst nur Dirigent Renold Quade seine Freude daran. Erst im Mai 2022 gelang die Uraufführung, im Frühjahr 2023 die Einspielung und zum Jahresende 2023 konnte die Verfilmung abgeschlossen werden. 

Die “Ouvertüre NRW” kann man bei aller Quirligkeit und Vielfalt in vier größere Abschnitte unterteilen.

Fanfare NRW und Spaziergang durch die Landschaften

Nach festlicher »NRW-Fanfare«, man kann darin leicht die Wortfolge »Nordrhein-Westfalen, unser Land« unterbringen, lädt ein Tempowechsel mit einem munteren Thema ein zu einem Ausflug in die Wälder und an die Seen.

Industrien alt und neu  

Man erreicht Rhein und Ruhr, wichtige Wasserstraßen, an deren Ufern sich Industrien angesiedelt haben. Klassischer Bergbau, Stahl und Chemie, aber der industrielle Wandel bietet auch Neues, wie etwa Kommunikations- und Medientechnik. Kleine Episoden nähren die Fantasie von Musikern und Zuhörern und Schritt für Schritt weichen Hammerschläge anderen Klängen, werden gar zum Beispiel zu Funksignalen.

Hymne NRW

In der Mitte beruhigt sich das Werk. Glockenschläge leiten eine Abendstimmung ein und geben die Szenerie frei für eine Hymne. Erst sehr dezent von einer Altflöte vorgestellt, dann sich steigernd zum festlichen Tutti: »Nordrhein-Westfalen, einiges Land«.

Volksfeste 

Und NRW wäre nicht NRW, wenn es nichts zu feiern gäbe. Symbolisch steht das Bild des »Feuerwerks« für einerseits friedlich, andererseits aber auch ausgelassen feiernde Menschen. Aus allen Winkeln des Landes strömen sie zusammen und begegnen sich freudig. Selbstredend, dass auch die unterschiedlichen Ethnien, die prominent in NRW vertreten sind, bereichernd ihren Anteil dazu leisten. 

Zum Schluss ertönt zusammenfassend noch einmal die NRW-Fanfare und das Werk verspielt sich final in einer furiosen kleinen Coda. rq/hä

Ouvertüre NRW