Brass | Von Klaus Härtel

Tubist Jonas Urbat ist auf einem Roadtrip: In Tuba Wild

Telefonisch erreichen wir ihn im bos­nischen Srebrenica, wo er gerade mit dem Kulturschaffenden und Gitarristen Muamer gemeinsam musiziert und ein Begegnungsinterview geführt hat. Am nächsten Tag geht es weiter nach Novi Sad in Serbien, bevor sein Bulli dann schließlich über die Grenze nach Rumänien rollt. Der Tubist Jonas Urbat befindet sich auf einem Roadtrip. Mit Tuba, Bus und hehren Zielen.

Man tut Jonas Urbat nicht Unrecht, wenn man ihn Weltverbesserer nennt. Das mag im ersten Augenblick etwas größenwahnsinnig wirken, dass einer mit einer Tuba auf Reisen geht und damit etwas Positives bewirken möchte.

Doch auch etwas Größeres fängt ja mal klein an. Und warum sollen nicht die Gespräche, die spontanen Jam-Sessions, die ungeplanten Begegnungen mit – bis zu dem Zeitpunkt – wildfremden Menschen für ein gutes Gefühl, für Freude, für Optimismus sorgen? Jonas Urbat jedenfalls ist begeistert.

Ein unendliches Musikalbum für mehr Austausch und Miteinander

Am Anfang seiner Reise stand ein Crowd- funding. »Ich wäre auch losgefahren, wenn ich mein Fundingziel nicht erreicht hätte«, erzählt Jonas Urbat. Doch natürlich waren die zunächst 2500 Euro und dann noch einmal 4000 Euro ein gutes Polster. Mit diesem Geld konnte Jonas Urbat eine gute Foto- und Videokamera sowie Mikrofone anschaffen, »um in der Qualität zu produzieren, die ich euch bieten will«. Und für die Live-Sessions am Van sollten eine PA und ein weiteres Mikrofon für Gesang und Bläser das Sahnehäubchen sein.

Das Ziel des Musikers: »Ab Herbst 2019 treffe ich in ganz Europa Musikerinnen und Musiker aller Genres – von Punk bis Klassik –, aller Schichten – von Straßenmusiker bis Soloviolinist – und produziere mit ihnen an ihren Lieblingsorten in spontanen Sessions Musikvideos.« Entstehen soll so »ein unendliches Musikalbum. Für mehr Austausch zwischen den Menschen, für mehr Miteinander in Europa und auf der Welt…«

Musikalische Begegnungen, Sprachprobleme und Musik als Türöffner 

In Srebrenica nun, einem Ort, der in Westeuropa vor allem aufgrund des Massakers von 1995 im Gedächtnis geblieben ist, kam Jonas Urbat mit Muamer zusammen, einem Musiker, der versucht, mit seinem Kulturzentrum und seiner Organisation »Srebrenica Wave« etwas Kultur an den Ort zu bringen und einen Ort zu schaffen, an dem sich Menschen treffen, Spaß haben sowie Erfahrungen und Gedanken austauschen.

Genau das, was Jonas Urbat suchte. »Wir haben dann in einer verlassenen Fabrik gemeinsam Klänge aufgenommen und als er seine Gitarre und ich meine Tuba auspackte, haben wir sofort zusammen Musik gemacht.« Sogleich wurde auch das Interview aufgenommen, in dem Muamer über sich und seine Musik erzählt.

Natürlich sei die Sprache immer eine Herausforderung, aber »mit meinem Schulenglisch« könne er sich ganz gut verständigen. Und Englisch wird eigentlich überall – selbst wenn es nur rudimentär vorhanden ist – gesprochen. Spannend sei das schon und koste etwas Überwindung, denn er wolle ja wirklich mit den Leuten ins Gespräch kommen und nicht nur nach dem Weg fragen oder etwas zu essen bestellen.

Da ist die Floskel von der Musik als Weltsprache gar nicht so sehr aus der Luft gegriffen. »Meine Mission ist ja, dass ich mit den Leuten in Kontakt kommen will. Und die Musik hilft natürlich dabei.« Musik fungiert wunderbar als Türöffner. »Wenn man zusammen Musik macht, dann ergibt sich meist auch eine gute Möglichkeit, miteinander zu sprechen. Man schafft eine Vertrauensebene.«