Wenn sich die Egerländer Musikanten um Ernst Hutter sowie Sašo Avsenik und seine Oberkrainer Musikanten zum gemeinsamen Musizieren treffen, dann ist das sicherlich auch eine logistische Meisterleistung. Doch vor allem ist es ein wahres Gipfeltreffen, wenn sich zwei Schwergewichte der Unterhaltungsbranche auf einer Bühne begegnen. Im April ist es so weit. Sieben Konzerte – und eines zusätzlich im August – stehen auf dem Tourplan.
Ernst Mosch und Slavko Avsenik haben mit ihren Orchestern in den 1950er neue Maßstäbe gesetzt. Ihre Klänge, inspiriert von Jazzharmonien und swingenden Rhythmen, sorgen bis heute generationsübergreifend für pure Lebensfreude. Die heutigen Orchester stehen in direkter Nachfolge bzw. Tradition ihrer Gründerväter und versprechen so ein musikalisches Feuerwerk “vom Original”.
Solch ein musikalisches Feuerwerk ist im Hintergrund immer auch ein knallhartes Business. Bemerkenswert ist, dass dieses Gipfeltreffen nicht nur auf gegenseitigem Respekt fußt, sondern gar auf Freundschaft. Die Konkurrenz, die es da zu geben scheint, wirkt konstruiert und löst sich bei näherem Hinsehen in Luft auf. In einem “Spiegel”-Beitrag von 1974 wird gar der Kampf um die Marktanteile dargestellt. Egerländer Musikanten und Original Oberkrainer streiten sich um die größten Kuchenstücke und die Gunst des Publikums. Das erinnert ein bisschen an die vermeintlichen Auseinandersetzungen zwischen den Beatles und den Rolling Stones. Doch war ja auch das nur eine “künstlich erzeugte Konkurrenz”. In Wirklichkeit waren Lennon/McCartney auf der einen und Jagger/Richards auf der anderen Seite ziemlich gute Freunde. Keith Richards und John Lennon etwa standen im Jahr 1968 für den “Rock and Roll Circus” gemeinsam auf der Bühne.
Das Interview mit Ernst Hutter und Sašo Avsenik
Wir haben Ernst Hutter und Sašo Avsenik mit der vermeintlichen Konkurrenzsituation konfrontiert und ihnen ein paar Fragen gestellt.
Hand aufs Herz: Wer von Ihnen sind die Beatles und wer die Stones?
Sašo Avsenik (lacht):Ich bin persönlich ein ganz großer Beatles-Fan, aber mag trotzdem auch die Rolling Stones. Und weil die beiden Bands natürlich zur Weltspitze gehören, würde ich mich mit beiden Bezeichnungen mehr als wohl fühlen. Ich lass da mal den Ernst entscheiden.
Ernst Hutter: Na ja, in der heutigen Zeit geht es auch für solch legendäre Orchester wie die “Original Egerländer und Oberkrainer” nicht mehr darum, um eine Spitzenposition im Markt zu konkurrieren. Im aktuellen Musikbusiness ist unsere gemeinsame Hauptaufgabe, die vielen Fans, die wir Gott sei Dank noch haben, mit unserer Musik zu versorgen. Weite Teile der Medien vernachlässigen das leider.
Eine besondere Freundschaft verband schon die beiden Legenden Slavko Avsenik und Ernst Mosch. Ein kurzer Rückblick: Wie entstand diese Freundschaft? Was war die Basis dieser Freundschaft? Die Liebe zur Heimat? Zur Musik?
Hutter: Wie auch bei den Rocklegenden war sicherlich der gegenseitige Respekt vor der jeweiligen künstlerischen Leistung das Entscheidende. Die Liebe zur Musik und eine grundsätzliche gesunde bodenständige Einstellung war den beiden “Musikfreunden” Ernst Mosch und Slavko Avsenik wichtig.
Avsenik: Ich würde sagen, das Schicksal hat sie verbunden. Ihre Arbeit, Musik und Energie hat das Publikum überzeugt und so hat sich da eine neue Linie der Blasmusik bzw. volkstümlichen Musik entwickelt. Beide waren damals bei der gleichen Plattenfirma Telefunken und haben sich oft bei den gleichen Fernseh- und Radio-Sendungen getroffen. Die “Konkurrenz” entstand dann, wenn das Publikum voten musste.
Wie habt ihr, also deren Nachfolger, diese Freundschaft bewahrt? Freundschaften muss man ja pflegen.
Hutter: Wir sind uns 2014 erstmals persönlich begegnet, kannten natürlich die gegenseitige Wertschätzung unserer Vorgänger. Ich habe dann den sehr jungen Sašo Avsenik nicht nur als großes Talent, sondern auch als wunderbaren Menschen kennengelernt. In den Jahren danach wurde die Verbindung immer tiefer, bei gegenseitigen Besuchen haben wir unsere persönliche Freundschaft weiterentwickeln können.
Avsenik: Bei mir begann alles damit, dass ich von meinem Opa Slavko die große Wertschätzung für die Egerländer Musikanten geerbt habe. Die heutige Technologie ermöglicht uns aber sehr viel mehr Möglichkeiten, als unsere Vorfahren hatten. Wir kommunizieren heute leichter, und wir können zusammen Musik aufnehmen, auch wenn uns räumlich über 1000 Kilometer trennen. Beide Gruppen sind unabhängig und wir sind keine Konkurrenten. Unser gemeinsames Wirken, die Synergie ist wie ein Fest für uns – und im besten Fall auch für unser Publikum.
Und doch ist Freundschaft immer noch ein großes Wort. Warum ist Freundschaft gerade heute wichtiger denn je?
Hutter: Für mich sind Freundschaften ganz grundsätzlich die Basis für ein gelingendes Leben.
Avsenik: Die Welt ist mit dem Internet kleiner geworden und die Möglichkeiten sind gewachsen, mit Leuten auf der ganzen Welt zu kommunizieren und in Kontakt zu treten. Es gibt viele Menschen, die man ein Mal trifft und die dann wieder aus dem Leben verschwinden. Echte Freunde begleiten dich ein Leben lang und man kann sich aufeinander verlassen, und sich manchmal auch verzeihen, wenn etwas nicht nach Plan gelaufen ist. Sportler und Musiker waren schon immer gute Beispiele, wie man gemeinsam mehr erreicht. Und so bauen wir Oberkrainer mit den Egerländer gemeinsam musikalische Freundschafts-Brücken.
Wie kam es zur Idee, dass Egerländer und Oberkrainer gemeinsam auf Tour gehen?
Avsenik: Erst gab es ein Konzert in Österreich, dann ein paar weitere Konzerte in Deutschland und man hat gemerkt, dass sich das Publikum mit uns freut, wenn wir zusammen musizieren. Da war die Idee, eine gemeinsame Tournee zu organisieren, schnell geboren!
Hutter: Genau. Im Rahmen eines Open-Airs in Mörbisch am See im Burgenland kam es zur ersten musikalischen Begegnung. Es hat gefunkt zwischen uns, wir haben bemerkt, welche Energie gemeinsam mit unserer Musik erzeugt werden kann. Danach folgten einige vereinzelte, sehr erfolgreiche Konzerte, die uns dann die Richtung für eine gemeinsame Tournee aufzeigten.
Gipfeltreffen
- 11.04. Friedrichshafen Graf Zeppelin Haus
- 12.04. Suhl Congress Centrum
- 13.04. Frankfurt am Main Jahrhunderthalle
- 14.04. Dortmund Westfalenhalle
- 27.04. Nürnberg Meistersingerhalle
- 28.04. Stuttgart Liederhalle
- 29.04. München Deutsches Theater
- 31.08. Altusried Freilichtbühne
Welche gemeinsamen musikalischen Elemente teilen sich Egerländer und die Oberkrainer?
Hutter: Beide Musikstile entstammen einer Volksmusik, die mit Tanz in Verbindung steht. Melodien, Harmonien und Rhythmen sind demnach ganz ähnlich aufgebaut.
Avsenik: Ja, der Rhythmus ist wichtig bei Polka und Walzer. Zu der Musik konnten die Leute damals – also Mitte der 1950er Jahre – gut tanzen. Vom Klang sind wir Oberkrainer zwar “kleiner”, aber es gibt bei uns auch Trompete, Klarinette und Eufonium – wie auch bei den Egerländern.
Welche Herausforderungen könnten sich bei der Zusammenarbeit der Egerländer Musikanten und der Oberkrainer auf der Tour ergeben?
Avsenik: Sicher ist der Sound eine große Herausforderung, da wir ein sehr fachkundiges Publikum haben. Aber da vertrauen wir ganz auf unsere erfahrene Technikmannschaft, die uns begleitet.
Hutter: Durch unsere jahrelange Zusammenarbeit kennen sich alle schon sehr gut, die Musiker, Techniker und für das Management verantwortlichen Personen. Alle haben großes Vertrauen zueinander. Die Herausforderungen sind sicherlich ganz besonders in der technischen Umsetzung auf den Bühnen der verschiedenen Hallen.
Gibt es spezielle Arrangements oder Stücke, die eigens für die gemeinsame Tour komponiert wurden? Wie werden die unterschiedlichen Stilrichtungen der Egerländer und der Oberkrainer auf der gemeinsamen Tour vereint?
Hutter: Im Herbst 2023 hatten wir bereits in einem gemeinsamen Album die musikalischen Ideen umgesetzt. Dafür habe ich eine neue Komposition geschrieben. In einem speziellen Arrangement einer Komposition von Gregor Avsenik gedenken wir unserer “Legenden” Ernst Mosch und Slavko Avsenik.
Avsenik: Es gibt neue Arrangements für einige Hits aus dem Egerländer- und Oberkrainer-Repertoire, die man nur mit beiden Gruppen zusammen spielen kann – sehr einzigartig! Ernst hat zudem auch ein besonderes neues Lied komponiert: “Wir feiern unsere Musik” verbindet tolle Oberkrainer-Elemente mit dem typischen Egerländerklang!
Welche besonderen musikalischen Momente oder Überraschungen sind während der Tour zu erwarten?
Hutter: Neben den größten Hits, die wir für unser Programm ausgesucht haben, wird es auch ganz besondere Solisten geben und mit dem Stück “Wir werden Euch niemals vergessen” sicherlich einen emotionalen Höhepunkt.
Avsenik: Mehr verraten wir an der Stelle nicht, sonst sind es ja keine Überraschungen mehr (lacht).