Orchestra | Von Klaus Härtel

Christian Sprenger: Repertoire für Blasorchester

Sächsische Bläserphilharmonie
Foto: Marco Kitzing

Die Musik möglichst vielen verschiedenen Formationen zugänglich zu machen, ist das erklärte Ziel von Christian Sprenger und seinem “genesis musikverlag”. “Niemals war die Nacht so klar” heißt der aktuelle Tonträger mit dem dazugehörigen Notenmaterial. Weihnachten kann kommen.

Schon die Eltern Ingrid und Ortwin Sprenger hatten in den 1990er Jahren die Idee, die eigenen Posaunenchor-Arrangements einem breiten Publikum zur Verfügung zu stellen. Und seit die Kinder Anne Weckeßer (geb. Sprenger) und Christian Sprenger als Arrangeure und Komponisten in den Musikverlag eingestiegen sind – 2006 hat Christian Sprenger dann den Verlag übernommen – erfolgt der entscheidende künstlerische Impuls für die weitere Entwicklung des Verlags. Nicht mehr “nur” Posaunenchöre können aus dem Vollen schöpfen. 

Christian Sprengers musikalische Wurzeln liegen in der kirchlichen Bläsermusik und bis heute ist er dieser durch Publikationen und Workshops eng verbunden. Doch der Blick über den Tellerrand hinaus ist es, der auch für das Verlagsportfolio entscheidend ist. Sprenger spielte lange Jahre im Jugendblasorchester Schwalmstadt, studierte Posaune an der Musikhochschule Freiburg im Breisgau und war über zehn Jahre als Soloposaunist im Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin tätig. 2010 folgte er dem Ruf als Professor an die Weimarer Hochschule für Musik. 

Sprenger
Die Komponisten Anne Weckeßer und Christian Sprenger (Foto: Guido Werner)

Sprenger kennt also die verschiedenen und vielfältigen Einsatzbereiche der Bläsermusik. Auf “Niemals war die Nacht so klar” erklingt nun seine erfolgreiche Advents- und Weihnachtsmusik im Klanggewand des sinfonischen Blasorchesters. Die Palette reicht von “Macht hoch die Tür”, “Lasst uns froh und munter sein” über “Böhmisches Wintermärchen” und “Niemals war die Nacht so klar” bis hin zu “Kommet, ihr Hirten” und “O du fröhliche”. Ursprünglich war diese für Blechbläser, genauer gesagt, für den Posaunenchor geschrieben und erschienen. Für Christian Sprenger war für den nächsten Schritt “die Farbe Blasorchester naheliegend, denn die sinfonische Bläsermusik hat noch mal eine ganz andere Farbpalette!”

Eine Herzensangelegenheit

“Mir ist es wichtig, dass ich das Orchester vor mir habe, wenn ich schreibe.” Ob das sein Ensemble “genesis brass” ist, die Staatskapelle Weimar oder eben die Sächsische Bläserphilharmonie. Letztere, gibt Sprenger zu, sei mittlerweile wirklich eine Herzensangelegenheit. “Mit der Bläserphilharmonie habe ich schon sehr viel zusammengearbeitet.” Vor allem auf den “Hymnus“, die vielumjubelte Einspielung vor zehn Jahren wurde Sprenger oft angesprochen. Damals hatte Siegmund Goldhammer die Musik – ursprünglich von Sprenger für Blechbläserensem­ble notiert – für die Bläserphilharmonie arrangiert. “Wir haben gemerkt”, erklärt der Verleger Christian Sprenger, “dass eine Nachfrage da ist.”

Und dieser Nachfrage kommt er mit “Niemals war die Nacht so klar” gerne nach. Er gibt zu, dass ein Blasorchester, was die Instrumentierung angeht, dem Posaunenchor schon ein paar Möglichkeiten voraus hat. “Wenn ich etwas für den Posaunenchor komponiere und niederschreibe, habe ich natürlich bestimmte Klangfarben und Kombinationen im Kopf, muss dies aber oft mit sehr viel Text kennzeichnen und erklären.” Beim sinfonischen Blasorchester hingegen kann man aufgrund der verschiedenen Register die gewünschten Klangfarben konkret im Arrangement festhalten. Er schwärmt: “Das ist schon sehr reizvoll!”

Dominik Schneider
Dominik Schneider (Foto: David Wiesrecker)

Arrangiert hat die bekannten Choralmelodien und volkstümlichen Weisen Dominik Schneider, Baritonist im Luftwaffenmusikkorps Münster. Kennengelernt haben Sprenger und Schneider sich im Ensemble “genesis brass”, bei dem dieser zunächst eingesprungen war. “Und da kommt man natürlich ins Gespräch. Als er in einem Nebensatz erwähnte, dass er für sein Orchester etwas arrangiert habe, wurde ich hellhörig.” Für die aktuelle Produktion entstand eine enge Zusammenarbeit. “Durch meine Professur in Weimar bin ich auch auf Zuarbeit angewiesen und ich bin sehr dankbar für das Know How, das er mitbringt.”

Die Arbeit mit der Sächsischen Bläserphilharmonie gestaltete sich – wie so oft – als unkompliziert. “Die Bläserphilharmonie ist höchst professionell. Die Arbeit ist geprägt von Professionalität und Freundschaft”, schwärmt Sprenger, der das Orchester bei den Aufnahmen dirigiert hat. Übrigens: Am diesjährigen Buß- und Bettag (16. November) findet ein Konzert “Hymnus Plus” mit der Sächsischen Bläserphilharmonie unter der Leitung von Prof. Christian Sprenger im Dom zu Wurzen statt. 

Die Sächsische Bläserphilharmonie spielt in der Regel ohne Saxofone. Für Christian Sprenger machen die Musikerinnen und Musiker eine Ausnahme. “Für die Aufnahmen haben wir die Holzregister hochgefahren”, erklärt Sprenger. “Wir spielen mit Saxofonen und 11 Klarinetten. Und das brauche ich auch, um die Arrangements umzusetzen.” Und vor allem: “Im Lande wird ja so musiziert. Die Blasorchester sind so besetzt.” 

Zwar hat die Sächsische Bläserphilharmonie – übrigens das einzige professionelle zivile Blasorchester in Deutschland – ein sehr hohes Niveau, doch das bedeutet nicht, dass die Messlatte für alle Arrangement so weit oben anzusetzen ist. “Alle sollen diese Musik spielen können”, findet Christian Sprenger. “Und mit den Notenausgaben – eben in allen Schwierigkeitsstufen – wollen wir die Leute abholen.” Weihnachten kann kommen!

Sprenger

Rise and Shine 

Während der Corona-Pandemie, als nicht so viel konzertiert werden durfte, hat Christian Sprenger “Produktionen gefahren”. Während er im Jahr 2021 “Niemals war die Nacht so klar” aufnahm, folgte 2022 “Rise and shine!” Hier wird ein bunter Querschnitt durch die Musik gefeiert: Choralfantasien, Gospel/Spiritual, Volkslieder – von “Liebster Jesu” über “Geh aus mein Herz”, “Kein schöner Land” bis hin zu “Looking back the years” und “Rise and shine!” Diese CD und die dazugehörigen Noten sind auch “eine musikalische Aufforderung, sich aufzumachen und anzupacken”, erklärt Christian Sprenger.

www.genesis-musikverlag.de