Wood | Von Dieter Kraus

Getestet: Saxofon-Mundstücke “Reserve” von D’Addario

Reserve

Das perfekte Mundstück zu finden, ist die berühmte Suche nach dem musikalischen Gral. Für ambitionierte Saxofonisten ein Thema mit Endlos-Faktor. Da solch ein Mundstück die direkte Verbindung zwischen Saxofon und Spieler ist, ist die Mundstückfrage eine sehr persönliche. Der Wohlfühlfaktor ist wichtig. Die Firma D’Addario hat uns eine Auswahl an “Reserve”-Mundstücken zur Verfügung gestellt. Der Saxofonist Dieter Kraus hat sie unter die Lupe genommen.

Bei seinen “Reserve”-Mundstücken hat sich D’Addario von der Tradition leiten lassen, aber dafür modernste Technologie verwendet. Jedes “Reserve”-Mundstück, aus Kautschuk für eine höhere Maßhaltigkeit gefräst und nicht geformt, erfüllt die strengsten Toleranzen. D’Addario verspricht dem Saxofonisten das gewünschte Anspracheverhalten, außergewöhnliche Intonation über alle Register des Saxofons sowie ein breites Spektrum an dynamischer Flexibilität und verbesserter Projektion. Die wahre Schönheit von “Reserve”, heißt es auf der Firmen-Website, liege “jenseits seiner polierten Winkel, herrlichen Kurven und proprietären Materialien in etwas viel Bemerkenswerterem – seinem Klang”. Ist das so, Herr Kraus?

Die verschiedenen “Reserve”-Varianten

D’Addario bringt mit den Mundstücken der Reihe “Reserve” eine Serie auf den Markt, die vornehmlich den klassischen Saxofonisten im Blick hat. Die Altsaxofon-Mundstücke gibt es in den Varianten D145, D150 und D155. Für das Tenorsaxofon gibt es ausschließlich das D190. Mit der Ziffer 190 wird die Bahnöffnung bezeichnet, nämlich 1,90 mm, was einem Selmer C* oder S90/190 entspricht.  

Die Altsaxofon-Mundstücke gibt es in zwei Bahnöffnungsvarianten. Die Bahnöffnung des D145 entspricht der des Selmer C (nicht C*, ist also etwas enger) und der des S90/180 von Selmer. Das D150 ist in etwa genau so weit wie ein AL3 oder A17 von Vandoren. Die Variante D155 besitzt lediglich eine längere Bahn als das D150. Beide Mundstücke haben die gleiche Bahnöffnung.

D’Addario “Reserve” 

  • Bahnöffnung: 1,45 mm, 1,50 mm (Altsaxofon) und 1,90 mm (Tenorsaxofon)
  • Kammer: oval (Alt) bzw. rund (Tenor) 
  • Material: Kautschuk
  • UVP: 182 Euro (Alt) bzw. 227 Euro (Tenor)

www.daddario.com

Der Name “Reserve” lässt vermuten, dass die gleichnamigen Blätter von D’Addario mit den Mundstücken gut korrespondieren. Tatsächlich habe ich etliche Blätter verschiedener Hersteller in Kombination mit den Mundstücken getestet und bin der Meinung, dass die Kombination von “Reserve”-Mundstück und -Blatt sehr gut passt.

Für klassisches Saxofonisten im Blasorchester geeignet

Die Mundstücke sind für den klassischen Einsatz bestimmt. Hierbei sind sie vor allem im sinfonischen Blasorchester beziehungsweise allgemein für das Blasorchester sehr gut geeignet. Denn hier spielt eben das Thema “klangliches Einfärben” eine herausragende Rolle. Dabei hat mir persönlich das D145 in dieser Hinsicht sehr zugesagt, da es sehr dunkel zu klingen vermag. Ich habe “Reserve”-Blätter der Stärke 3.0+ als sehr angenehm dafür empfunden.

Das minimal offenere D150 oder das D155 mit seiner etwas längeren Bahn kamen etwas obertonreicher und schärfer daher. Die klangliche Ausgewogenheit über die verschiedenen Lagen beeindruckte. Die Ansprache im tiefen Bereich des Saxofons war überzeugend, ebenso wie die Intonation in der hohen Lage.

Ovale Kammern beim Altsaxofon

Bei genauerem Betrachten der Altsaxofon-Mundstücke fällt auf, dass sie ovale Kammern haben. Im Vergleich dazu etwa haben die Vandoren-Klassik-Mundstücke runde Kammern, während die Selmer-S-80- und S-90-Serien quadratische Kammern aufweisen. Das Tenorsaxofon-Mundstück D190 hat im Gegensatz zu den Altsaxofon-Mundstücken eine runde Kammer.

Die CNC-gefrästen Mundstücke aus Kautschuk sind absolut regelmäßig gefertigt und weisen kaum Unterschiede in der Spielbarkeit auf. Zum Test hatte ich mehrere Mundstücke mit gleicher Bahnöffnung und empfand diese als sehr ähnlich.

Die Alt- und Tenorsaxofon-Mundstücke von D’Addario haben eine sehr fein ausjustierte Ansprache und eine Intonation, die in allen Bereichen angenehm zu spielen ist. 

Fazit: Klare Antest-Empfehlung!

Zwar sind klangliche Vorstellungen ja bekanntlich immer Geschmacksache, aber mein persönliches Resümee lautet: klare Antest-Empfehlung!

Didi Kraus

Dieter Kraus wurde 1972 in Ulm an der Donau geboren. Er erhielt mit neun Jahren seinen ersten Saxofonunterricht und gewann in den Folgejahren mehrere Bundespreise beim Wettbewerb “Jugend musiziert”. Dem Stipendium der Stadt Ulm für Nachwuchskünstler in der Sparte Musik im Jahr 1992 folgte dann das Studium im Fach Saxofon am Richard-Strauss-Konservatorium in München. Dieter Kraus war Gründungsmitglied des Saxofonquartetts Saxofourte. Seit April 2020 spielt er das Altsaxofon Senzo von Buffet. Hier gibt es ein Kurzinterview.

www.dieterkraus.org