Brass | Von Malte Burba

Welche Gefahr birgt die Zahnspange, Malte Burba?

Zahnspange

Von den Fragen, die Malte Burba immer wieder erreichen, greifen wir jeden Monat einige heraus, die alle interessieren könnten. Im aktuellen Beitrag geht es um das Zahnspange, Zunge und große Gaumenzäpfchen. Wenn Sie eine Frage haben, die Malte Burba auf dieser Seite beantworten soll, dann mailen Sie an: burba(at)brawoo.de

Ein Schüler hat hinten an den oberen Schneidezähnen dicke Gummipoller, die dafür sorgen, dass er sich nicht auf die Zahnspange beißen kann. Soll er in dem Fall den Zungenstoß benutzen, wo die Zungenspitze unten bleibt? Gibt es da lauernde Gefahren?

Die einzig lauernde Gefahr ist, dass Sie den Schüler sich darüber Gedanken machen lassen, wie er anstoßen soll!

Lassen sie erst stimmhaft “tütütü” sprechen, dann flüstern und wenn dabei der Kiefer einigermaßen still bleibt, macht er intuitiv schon alles richtig! Es ist sinnlos, sich auf Dinge zu kaprizieren, die man nur schwer unter Kontrolle bekommen kann, vor allem, wenn es wesentlich einfachere und sehr effektive, intuitive Möglichkeiten gibt (BRAWOO 6/2021).

Ich betreue neu eine 12-jährige Schülerin, welche schon sehr lange spielt, die Töne aber immer nie richtig angestoßen hat. Sie schafft es, solange sie keine Trompete am Mund hat, die Zunge ohne den Kiefer und die Lippen zu bewegen. Sobald sie die Trompete aber ansetzt, kommt der Reflex, dass sie den ganzen Kiefer mitbewegt. Ich habe ihr geraten, dass sie nun diese Unabhängigkeit ohne Trompete üben soll und hoffe, dass sie es dann irgendwann auch mit Trompete schafft. Haben Sie eine bessere Idee, wie die Schülerin das lernen könnte?

Ähnliches Problem, gleiche Strategie. In dem Fall würde ich es zweigleisig versuchen:

  • beim Pfeifen auf “tütütü” milde Unterbrechungen probieren und
  • bei einem ausgehaltenen Trompetenton peu à peu ganz weich anzustoßen.

Es ist also immer das gleiche Vorgehen, nämlich einerseits die Bewegung der Zunge langsam und kontrolliert mit fließender Luft in Einklang zu bringen und andererseits zuerst funktionierende und ähnliche Bewegungsabläufe durch Trainieren zu verfestigen, denn alles Lernen baut auf bereits Gelerntem auf. Das Alter ist leider etwas schwierig, weil einerseits meist die intuitiv-imitatorischen Fähigkeiten weitgehend schon verloren gegangen sind, aber der Verstand möglicherweise auch noch nicht ausreichend weit ist. Im Übrigen würde ich die beschriebene Fehlfunktion nicht als Reflex bezeichnen, sondern als Konditionierung, die ihr Lehrer in der Anfangszeit zu verantworten hat (Details siehe Clarino 4/2014 und 6/2016).

Da sich mein Trompetenspiel in letzter Zeit zunehmend verschlechtert hat, habe ich mich jetzt genau ärztlich untersuchen lassen. Dabei wurde eine altersbedingte Vergrößerung des Gaumenzäpfchens diagnostiziert und als Ursache für meine Probleme ausgemacht. Mit Laser soll jetzt diese Veränderung auf die ursprüngliche Größe zurückgeführt werden. Was halten Sie davon?

Vor dem Arztbesuch hätten Sie besser einen qualifizierten Lehrer konsultiert, denn morphologische Veränderungen sind mit zunehmendem Alter unvermeidlich, was Ihnen andernorts vielleicht auch schon aufgefallen sein dürfte. Solange nun beim Spielen keine Luft aus der Nase entweicht und/oder Sie starke Ohrenschmerzen bekommen, scheidet Ihr Gaumenzäpfchen mit 100-prozentiger Sicherheit als mögliche Ursache für irgendwelche bläserischen Probleme aus. Leider verhält es sich bei Ihnen so wie bei vielen anderen auch, dass Sie eher auf der Suche nach Problemen bzw. Entschuldigungen sind, anstelle konstruktiv an einfachen Lösungen zu arbeiten, die übrigens fast immer mit dem Einatmen beginnen. (Clarino 10/2012, 4/2017).