Brass | Von Klaus Härtel

Till Brönner über “das schönste Fest des Jahres”

Till Brönner
Foto: Gregor Hohenberg

“Diese Show ist eine echte Herzensangelegenheit für mich”, erklärt Till Brönner. “Wir halten einfach für zwei Stunden die Zeit an und feiern das schönste Fest des Jahres.” Im Dezember geht der Trompeter mit seiner erstklassigen Band auf Tour und sorgt für mit seiner “Christmas Show” für Weihnachtsstimmung in 11 Städten. 

“Diesen Moment, wenn man den Raum betritt und das Leuchten der Kerzen sieht – den vergisst man nicht!” Till Brönner schwärmt von der weihnachtlichen Atmosphäre, wenn man ihn nach seiner Kindheitserinnerung fragt. Auch deshalb ist “Weihnachten für mich vor allem ein Fest für die Kinder”, sagt er. Hätte er nicht selbst gute Erinnerungen an diese Zeit, dann würde er sich vielleicht dahin verziehen, wo die Sonne brennt. “Aber ich habe gute Erinnerungen an Weihnachten. Fairerweise muss ich sagen, dass es auch Menschen gibt, für die das Fest die schlimmste Zeit des Jahres ist. Für mich aber ist Weihnachten überaus positiv besetzt.” Wenn dann an Weihnachten die Zeit stehen zu bleiben scheint, ist der schönste Moment gekommen. Dann kann auch Till Brönner ohne auf die Uhr zu sehen, Zeit mit seiner Familie und den Kindern verbringen.

Dass Till Brönner dann mit seiner Familie unterm Weihnachtsbaum musizieren wird, ist zumindest nicht völlig abwegig. Denn Musik spielte im Hause Brönner früher im Rheinland immer eine große Rolle. Der Trompeter wuchs in einem musikalischen Haushalt auf, in dem zwar nicht professionell, aber sehr liebevoll musiziert wurde. “Meine Mutter spielte Klavier, mein Vater Cello.”

Ob Weihnachten “schuld” war an der Karriere? So weit will Till Brönner nicht gehen, aber natürlich sei die Trompete sein Wunschinstrument gewesen. Die Wunsch-Trompete gab es dann zur Kommunion. Aber das musikbegeisterte familiäre Umfeld Brönners ist sicherlich nicht unbeteiligt daran, dass man den 52-Jährigen weit über Genregrenzen hinaus kennt. “Mein Vater hat sonntagmorgens immer eine Musiksendung im WDR gehört – und da wurde eben auch mal Louis Armstrong gespielt. In dieser Zeit muss das Virus ‘Jazz’ gelegt worden sein”, lacht Till Brönner. 

Genreübergreifend austoben

Doch Brönner ist heute beileibe nicht einfach nur “Jazzer”. Er ist Trompeter, Flügelhornist, Komponist, Professor für Jazztrompete und Fotograf. Der Musiker ist nicht festgelegt, nicht eingeengt. “Ich liebe es, mich genreübergreifend auszutoben! Es ist eine ständige Suche – begleitet von Momenten der Stille.” Er lernte bei Malte Burba und Bobby Shew, er spielte mit Dave Brubeck und Nils Landgren, er komponierte und produzierte für Hildgard Knef und Thomas Quasthoff, er traf Barack Obama und Bill Clinton, er fotografierte, dozierte, jurierte (und gewann) bei der Castingshow “X Factor”. “Vorsichtig würde ich behaupten: Alle Musiker – vor allem im Jazz – sind Suchende.” Auch Till Brönner sucht immer noch und er weiß, dass “die Öffnung und Hinwendung zu anderen Genres mir die Freiheit geben, mich in jedem Umfeld wiederzufinden.” Er habe gute Erfahrungen damit gemacht, sich die Frage zu beantworten: “Wo hat meine Trompete noch ein Plätzchen in der Musikwelt?”

Er möchte zwar keine Kritik üben, tut es mit einem Augenzwinkern dann aber doch: “Bei den Jazzern hat man manchmal den Eindruck, die Devise müsse lauten: ‘Je weniger Menschen meine Musik hören, desto richtiger muss ich ja liegen.'”

Till Brönner

The Christmas Show 

07.12.23 Berlin Tempodrom

08.12.23 Duisburg Mercatorhalle

09.12.23 Düsseldorf Tonhalle

10.12.23 Wuppertal Historische Stadthalle

12.12.23 Stuttgart Liederhalle

14.12.23 Hamburg Laeiszhalle

16.12.23 Bremen Die Glocke

18.12.23 Dortmund Konzerthaus

19.12.23 Wiesbaden Kurhaus

20.12.23 Hannover Kuppelsaal / Hannover Congress Centrum

22.12.23 Lübeck Musik- und Kongresshalle

tillbroenner.de

(Foto: Andreas H. Bitesnich)

Früher sei man ihm mit Argwohn begegnet, “dass ich in dem jungen Alter solch eine Musik mache. Und natürlich hat mich das als junger Mensch auch verletzt.” Erfolg bietet eben immer auch Angriffsflächen, zieht Neider an und Trittbrettfahrer. Doch Till Brönner ist darüber hinweg, macht suchend und als Grenzgänger erfolgreich sein Ding, geht seinen Weg. 

Die “Christmas Show”

Nun also die Weihnachtstour, die “Christmas Show”. “Die Nachricht von Weihnachten wird nicht alt. Das ist das Fest der Liebe”, schwärmt Brönner. Nachdenklich fügt er an: “Allerdings mutet das derzeit geradezu absurd an, wenn man sich die Nachrichten anschaut.” Doch vielleicht ist solch eine “Christmas Show” dann auch eine Art Trotzreaktion: Jetzt erst recht! An Weihnachten ist man dann doch sehr offen für diese Stimmung.

Auf dem Konzertprogramm stehen berührende Interpretationen klassischer und internationaler Weihnachts-Hits, darunter “Stille Nacht”, “White Christmas”, “Jingle Bells” oder auch George Michaels “Jesus to a Child”, die mal leise und besinnlich, mal überraschend und auch virtuos rüberkommen. Grundlage bildet das 2021 erschienene, eher puristische Album voll kammermusikalischer Intensität, “Christmas“. “Ich finde es ganz interessant, dass viele Leute glauben zu wissen, was sie erwartet – um dann doch noch überrascht werden”, lacht der Trompeter. 

Till Brönner freut sich auf Weihnachten und er freut sich auf die Tour in der Adventszeit. Und er möchte, dass auch sein Publikum genießt. “Die Zuhörer sollen eine schöne Zeit haben. Da bin ich Entertainer und als solcher auch in der Verantwortung. Denn diese 2000 Menschen haben extra früher Feierabend gemacht, sich das Datum freigehalten. Da gebietet der Respekt, dass die auch etwas zurückbekommen.”

Und dabei geht es nicht bloß darum, dass die “Kunden” etwas bekommen fürs Geld. Natürlich sollen die Besucherinnen und Besucher mit einem guten Gefühl aus dem Saal gehen. Einerseits. Andererseits verspricht Till Brönner: “Nach dem ‘musikalischen Feuerwerk’ wird es besinnlich und melancholisch. Das Publikum bekommt die Häppchen nicht vorgekaut serviert – das Publikum soll auch etwas mit nach Hause nehmen, nachdenken.” Unausgesprochen klingt an: “Gerade in der heutigen Zeit …”