Brass

Kai Winding und Eddie Bert: Helden der Posaune

Kai Winding und Eddie Bert: Helden der Posaune

Beide wurden vor 100 Jahren geboren: am 18. bzw. 16. Mai 1922, nur zwei Tage auseinander. Kai Winding (1922 bis 1983) und Eddie Bert (1922 bis 2012) gehörten zu den ersten Bop-Posaunisten. Sie haben das moderne Jazzspiel auf ihrem Instrument nachhaltig geprägt.

Kai Winding revolutionierte das Posaunenspiel. Mit der traditionellen Rolle der Posaune im Jazz war er einfach nicht ­einverstanden: “Die Posaune galt als ein Instrument mit Beschränkungen. Bevor der Bebop aufkam, war sie nur ein nebensächliches Melodieinstrument. Ich hatte das Gefühl, dass man mit der Posaune deutlich mehr machen konnte.” Mit seinem neuen Posaunenstil stieß Winding zunächst auf Ablehnung – bis er J.J. Johnson traf, der Ähnliches versuchte und damit bis in die ­innersten Zirkel der Bebop-Szene vorgedrungen war. Im Bebop musste die Posaune schneller, beweglicher, flexibler gespielt werden, um mithalten zu können. “Im Bebop verlangten die Melodie­linien mehr Spieltechnik. Jay Jay, ich und andere haben damals das gesamte technische Konzept des Instruments umgekrempelt. Wir waren die Pioniere. Inzwischen ist es normal geworden, dass Posaunisten ebenso schnell spielen können wie etwa ein Saxofonist.”

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Orchestra

Boëthius und die Musiktheorie fürs Mittelalter

Boëthius und die Musiktheorie fürs Mittelalter

Weil er am Niedergang der Kultur litt und das Wissen der Antike retten wollte, gilt Boëthius (ca. 480 bis ca. 525) als “der letzte Römer”. Weil sein Werk für die Gelehrsamkeit des gesamten Mittelalters prägend werden sollte, gilt er zugleich als “der erste Scholastiker”.

Ums Jahr 500: Das Römische Reich erlebt starke Umbrüche. Rund ein Jahrhundert vorher ist es geteilt worden – in ein West-Reich mit einem Westkaiser (in Ra­venna) und ein Ost-Reich mit einem Ostkaiser (in Byzanz). Schon diese Teilung gab einen Hinweis darauf, dass die zentrale Organisation der riesigen Gebiete schwierig geworden war. Im römischen Stammland Italien nehmen Germanen-Einfälle, Machtkämpfe und Bürgerkriege überhand. Das Heer ist schwach, die Verwaltung schlecht. Immer mehr Reichsteile – in Spanien, Frankreich, Nordafrika – brechen weg. Odoaker, ein Germane auf dem weströmischen Thron, unterstellt sich im Jahr 476 dem Ostkaiser und beendet damit praktisch das westliche Kaisertum. Sein Bezwinger und Nachfolger Theoderich, Herrscher über die Ostgoten, ist danach nur noch eine Art König von Italien – von Gnaden des Kaisers von Byzanz. Die Konflikte zwischen Weströmern, Byzantinern und Ostgoten wachsen ständig an, ebenso die religiösen Unstimmigkeiten zwischen Nikäern und Arianern.  

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Orchestra, Wood

Zum 100. Geburtstag von Charles Mingus

Zum 100. Geburtstag von Charles Mingus

Der Bassist Charles Mingus (1922 bis 1979) gehörte zu den provokantesten und eindrucksvollsten Bandleadern der Jazzgeschichte. Was er von seinen Bläsern for­derte, vor allem von den Saxofonisten, war nicht weniger als äußerste Leidenschaft und ekstatische Explosivität.

Seine Ambitionen waren immer gewaltig. Schon in jungen Jahren träumte er davon, Jazz in ganz neue Größenordnungen zu übersetzen. Eines seiner Frühwerke hieß “The Chill Of Death” – es war inspiriert von Richard Strauss’ Tondichtung “Tod und Verklärung”. Ein anderes trug den Titel “Half-Mast Inhibition” – für die Umsetzung (1960) brauchte es unter anderem 18 Bläser und einen Dirigenten. Alle paar Jahre versuchte Mingus, seine höchsten Ambitionen in besonderen Projekten zu verwirklichen. Da die Rahmenplanung ihn aber schon viel Energie kostete, litten diese Unternehmungen dann meist unter Zeit- und Personalmangel. 

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Brass

Lee Morgan: Lebendige Melodie

Lee Morgan: Lebendige Melodie

Er begann früh – als hätte er geahnt, dass ihm nicht viel Zeit bleibt. Schon mit 19 Jahren war Lee Morgan der wichtigste Trompeter des Hardbop. Als der Jazz später andere Töne anschlug, wollte auch Lee Morgan Neuland betreten, doch sein Leben endete abrupt. Vor 50 Jahren starb einer der “Great Giants of Jazz of All Time” (Joe Lovano).

Er galt als “Wunderkind”, als Naturbe­gabung. Mit 13 Jahren bekam er seine erste Trompete, und schon kurze Zeit später gehörte er zu den gefeierten Lokalgrößen der Jazzszene von Philadelphia. “Seine Eltern brachten ihn zu den Jamsessions in seiner Heimatstadt, verschafften ihm durch familiäre Unterstützung einen echten Vorsprung”, so for­mu­lierte es der Pianist Cedar Walton. “Für einen 15-Jährigen klang er unglaublich gut”, erinnerte sich der Komponist Cal Massey, der ebenfalls in Philadelphia aufwuchs.

Als Lee Morgan 18 wurde, nahm seine Karriere bereits große Fahrt auf. Dizzy Gillespie, der Star-Trompeter, holte ihn 1956 in seine Bigband. “Man kriegt ein wenig Angst, wenn man sieht, wie schnell sich solche Kids wie er entwickeln”, sagte Gillespie. 1956 entstanden auch schon Morgans erste Combo-Aufnahmen unter eigenem Namen. Es war dasselbe Jahr, in dem Clifford Brown, von dem er einiges gelernt hatte, tödlich verunglückte – mit nur 25 Jahren. Lee Morgan war bereit, Browns Rolle als Hoffnungsträger des Hardbop zu übernehmen.

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Wood

Der Rattenfänger von Hameln. Das Stichwort

Der Rattenfänger von Hameln. Das Stichwort

Wir alle kennen die Geschichte: Ein Mann kommt nach ­Hameln und befreit die Stadt von der Rattenplage. Als dem Rattenfänger der Lohn verweigert wird, rächt er sich, indem er Kinder entführt. So weit, so tragisch. Wäre da nicht auch noch ein Blasinstrument…

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Brass, Orchestra, Wood

Athanasius Kircher: zwischen Wissenschaft und Aberglauben

Athanasius Kircher: zwischen Wissenschaft und Aberglauben

Im Roman “Tyll” (2017) von Daniel Kehlmann hat der fromme Gelehrte Athanasius Kircher beeindruckende Auftritte als Inquisitor und Drachenjäger. Seine “Musurgia universalis” war eine wichtige Musiktheorie des 17. Jahrhunderts.

Er war einer der größten Gelehrten seiner Zeit. Athanasius Kircher (1602 bis 1680), Sohn eines Amtmanns, im Thüringischen geboren, korrespondierte mit rund 800 Kollegen über wissenschaftliche Fragen und besaß in Fachkreisen internationales Renommee. Er un­ter­nahm Forschungsreisen, bestieg die italienischen Vulkane (Vesuv, Ätna, Stromboli), machte allerlei Experimente, erfand diverse Apparate, forschte über die Pest, beherrschte zahlreiche Sprachen, gründete ein Museum in Rom (eine Art Wunderkammer) und veröffentlichte rund
50 umfangreiche Werke. Sein Forschungsgebiet erstreckte sich von der Mathematik, Physik, Astronomie und Geologie über die Biologie und Medizin bis hin zur Ägyptologie, Sinologie und Musiktheorie. Vom Erlös seiner Bücher finan­zierte er sein Leben – ein Universalgelehrter als Freiberufler. 

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Orchestra

200 Jahre Bergmusik an der Saar

200 Jahre Bergmusik an der Saar

 “Bergmusik an der Saar” heißt das Buch von Dr. Björn Jakobs. Auf knapp über 300 Seiten präsentiert der aufwändig gestaltete großformatige Band mit über 420 Abbildungen, darunter viele bisher unveröffentlichte Fotos, einen faszinierenden Einblick in die Welt der musizierenden und singenden Bergleute im Saarland. Hier lesen Sie einen Auszug daraus.

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